"Gute Deutschkenntnisse sind der größte Faktor für den Bildungserfolg in Österreich. Deswegen ist es so wichtig, dass Kinder von Anfang an dem Unterricht folgen können und genau da unterstützt das iPad."
– Ingo Stein, Schuldirektor
Österreich ist ein Land des Zuzugs und das gilt besonders für die Hauptstadt Wien, die seit jeher ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen war. Trotz aller Bereicherungen, die Migration mit sich bringt, stellt sie das Bildungssystem vor neue Herausforderungen. Das zeigt sich vor allem in den Klassenzimmern der Volksschulen der Bundeshauptstadt.
So zeigt der Nationale Bildungsbericht Österreich 2024 (BMBWF), dass in Wien bis zu 60 % der Kinder in der Volksschule eine andere Umgangssprache als Deutsch haben.
Wie verändert das den Alltag der Lehrkräfte und wie können Schüler:innen wie Lehrpersonen unterstützt werden, um diese herausfordernde Situation zu meistern?
Ein Wiener Schuldirektor im Gespräch
Genau darüber haben wir mit Ingo Stein, Schuldirektor an einer Mittelschule im 16. Gemeindebezirk in Wien, gesprochen. Klassen mit unterschiedlichem Deutschniveau sind an seiner Schule seit Jahren Alltag. Bereits vor zehn Jahren – also lange vor der Geräteinitiative – hat er iPads im Unterricht etabliert. Heute schult er als Apple Learning Specialist zudem andere Pädagog:innen im professionellen Einsatz.
Eingebaute Funktionen nutzen
Auch Herr Stein, als ausgebildeter Mathematiklehrer, gesteht, dass das Beherrschen der Unterrichtssprache nunmal Voraussetzung dafür sei, ob man dem Unterricht folgen könne oder eben nicht.
Wie ist das nun aber bei Schüler:innen beispielsweise aus Syrien oder der Ukraine, die in der kurzen Zeit noch nicht die Chance hatten, die Sprache Deutsch ausreichend zu lernen, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen?
Neben den Deutschförderklassen kann hier das iPad eine wichtige Unterstützung darstellen, von der speziell diese Schüler:innen im regulären Unterricht profitieren. Zusätzliche Apps benötigt es dazu nicht. Denn das Schöne am iPad ist, dass es mithilfe eingebauter Funktion bereits an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden kann. Stichwort hier: Bedienungshilfen.
Vorlesefunktion
⚙️ Am iPad einzustellen unter: |
Hier werden Texte laut vorgelesen. Mit der Vorlesefunktion am iPad kann man nicht nur ganze Texte, sondern auch einzelne Wörter oder markierte Textstellen vorlesen lassen.
💡edu-Praxistipp: Ein Kind markiert in einem Text ein unbekanntes Wort (z.B. "Pflug") und das iPad liest das Wort laut vor. Gleichzeitig kann es sich die Übersetzung anzeigen lassen oder das Wort mit einem Bild verknüpfen. So wird das Vokabellernen hörbar und visuell unterstützt.
Gerade in der Volksschule ist das extrem hilfreich, weil Schüler:innen oft nur einzelne Begriffe nicht verstehen. Das iPad wird dadurch zum "Mini-Sprachcoach", den die Kinder jederzeit fragen können, ohne, dass sich die Lehrkraft ständig kümmern muss.
Diktierfunktion
⚙️ Am iPad einzustellen unter: Einstellungen > Allgemein > Tastatur > Diktierfunktion aktivieren |
Wie gut die jeweilige Aussprache schon klappt, lässt sich dann einfach schon mit der Diktierfunktion überprüfen. Die Schülerin oder der Schüler spricht dazu einen deutschen Satz ein. “Nur, wenn er wirklich ordentlich und korrekt ausgesprochen wird und diese Satz gut entsprechend weiterbringt, dann erkennt es das iPad auch tatsächlich und der Satz wird auch wirklich transkribiert,” erzählt der Direktor. “So bekommt man am iPad sofort ein Feedback.”
💡edu-Praxistipp: In der Deutschförderklasse hört ein Kind einen Satz per Vorlesefunktion („Die Katze sitzt auf dem Tisch“). Anschließend spricht es denselben Satz ins iPad. Wenn die Diktierfunktion den Satz fehlerfrei transkribiert, ist das ein direktes Feedback für richtige Aussprache.
Reader-Ansicht im Safari-Browser
⚙️ Am iPad einzustellen unter: |
Eine weitere hilfreiche Funktion ist laut Ingo Stein außerdem die Reader-Ansicht, die bei Texten in Safari ganz einfach eingestellt werden kann und Werbung sowie Bilder einfach ausblendet. So ist allein der Text im Fokus. Zudem können sich Schüler:innen hier Wörter oder Sätze markieren und direkt übersetzen lassen. Perfekt, um auch bei komplexen Inhalten nicht den Anschluss zu verlieren.
💡edu-Praxistipp: Im Sachunterricht ruft die Lehrperson einen Artikel über Tiere auf. Mit der Reader-Ansicht wird der Text übersichtlich dargestellt, ohne störende Werbebanner. Kinder mit Sprachbarrieren können sich den Text anschließend vorlesen lassen oder einzelne Wörter übersetzen.
Mit Visualisierungen arbeiten
App-Empfehlung: Book Creator ![]() |
Ein besonders schönes Unterrichtsbeispiel für die Volksschule hat uns Ingo Stein noch zum Schluss verraten. Gerade hier bietet es sich gut an, mit Visualisierungen zu arbeiten. Denn mit einem entsprechenden Bild bleiben Vokabeln gleich viel leichter im Gedächtnis. Ist ein Apple TV in der Klasse vorhanden, kann die Lehrkraft ein zugehöriges Bild auch ganz einfach vom iPad projizieren, um das Verständnis zusätzlich zu fördern.
Eine App-Empfehlung, um das Thema Visualisierung zu unterstützen ist übrigens die App Book Creator mit der Kinder ganz persönliche Bücher gestalten können.
💡edu-Praxistipp: In Hinblick auf Sprachbarrieren können Kinder hier z.B. ein persönliches Nachschlagewerk gestalten. Auf der einen Seite steht der Begriff mit einem Bild, auf der anderen die Übersetzung in der jeweiligen Muttersprache. Die Visualisierung unterstützt dabei sich das Wort besser zu merken und das Buch ist zudem ein kreatives Projekt, auf das die Kinder stolz sein können. "Das fördert die Motivation enorm", berichtet Direktor Stein.
Elternarbeit mit digitalen Brücken
Sprachbarrieren betreffen nicht nur Schüler:innen, sondern auch deren Eltern. Während die Kinder spätestens in der Deutschförderklasse mit der Sprache in Kontakt kommen, fehlt vielen Eltern dieser Zugang. Wie lässt sich hier zwischen Lehrpersonen und Erziehungsberechtigten eine Gesprächssituation herstellen, die für beide Seiten angenehm ist? Bei Elterngesprächen platziert Herr Stein gerne ein iPad auf dem Tisch. Über ein vom Ministerium finanziertes Online-Dolmetschsystem wird ein Sprachmittler live zugeschaltet – und vermittelt zwischen den Gesprächspartnern. „So hilft uns das iPad sehr, diese Kommunikation herzustellen", berichtet Herr Stein.
Das iPad – eine wichtige Unterstützung
Migration ist ein Thema, das uns zukünftig im Bildungsbereich nur noch stärker beschäftigen wird. Wichtig zu betonen ist hierbei, dass auch der Einsatz des iPads kein Allheilmittel darstellt, es kann aber bereits mit wenigen einfachen Funktionen im Unterricht eine wichtige Unterstützung darstellen. Direktor Stein fasst es so zusammen: "Das iPad
ist für uns der zweite Lehrer im Klassenzimmer, aber nur, wenn es den Kindern wirklich hilft."
Vielen Dank für das Interview und die vielen praktischen Tipps, Herr Stein!
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